Wenn The Godmother of Punk ruft, muss ich hin. Das war mir sofort klar, als ich von Patti Smiths geplantem Auftritt auf dem Tollwood gehört habe. Und so kam an diesem Montag der Abend, auf den ich schon seit Ende letzten Jahres hingefiebert habe. Wie sich gezeigt hat, zurecht!
Das Publikum ist von Beginn an entspannt und bunt gemischt von alt bis jung – was anderes hätte ich auch nicht erwartet. Wir, meine Mama und ich, sind glaube ich nicht das einzige Mutter-Tochter-Gespann. Liebe ich jetzt schon!
Auf einem Festival, bei dem es um Respekt und Toleranz geht, ist Patti Smith definitiv die richtige Besetzung. Ab dem ersten Moment auf der Bühne sendet sie ganz viel Liebe aus an uns alle im Publikum. Nicht nur im Zelt, auch in unseren Herzen wird’s im Laufe des Abends immer wieder ein kleines Stück wärmer. Alle achten aufeinander. Wir sind für eine gemeinsame Sache hier.
Wir starten also mit Redondo Beach in den Abend. Ein Song, der durch seinen Rhythmus fröhlich daherkommt, doch der Text erzählt eine ganz andere Geschichte. Diese Ambivalenz wird uns Patti Smith noch öfter vorhalten. Ich bin ja Pro Ambivalenz!
Auch weil sie sich selbst nicht zu ernst nimmt, wirkt Patti super sympathisch. Die Luftfeuchtigkeit im Zelt würde ihre Frisur zerstören. Ich würde ja behaupten, einen Menschen mit so viel positiver Ausstrahlung, so viel Anmut und Charisma? Den kann nichts zerstören.
Summer Cannibals ist einer meiner absoluten Patti-Favorites. Lasst uns unsere inneren Kannibalen besiegen und uns unsere Selbstbestimmung erkämpfen! Eat! Eat! Ich liebe die Power in dem Song. Und Patti performt ihn mit genau dieser Power. Es macht so viel Spaß zu spüren, wie viel Spaß sie auf der Bühne hat. Das ist definitiv ansteckend.
Immer wieder wechselt Pattis Performance von liebevoller Umarmung zu wütendem Aufschrei und wieder zurück. Die Welt braucht mehr angry women und Patti ist definitiv eine davon. Auch wenn sie voller Liebe ist, kämpft sie laut und energisch für eine bessere Welt. Da wären wir wieder bei der Ambivalenz: Angry sein für mehr Respekt, Liebe und Toleranz? Das geht!
Zurück zu angry songs: Das Smashing Pumpkins Cover von Bullet with Butterfly Wings fühlt Patti durch und durch. Die Message des Songs passt so gut in den Abend und der Song zeigt uns erneut, wie viel Kraft in Patti und ihrer Stimme steckt.
Ob’s dir schon lange viel zu heiß ist oder du noch ewig weiter tanzen möchtest. Wenn Because the Night angekündigt wird, ist ziemlich sicher, dass der Abend bald zu Ende ist. Den Song habe sie für den Vater von Sohn Jackson geschrieben, der an der Gitarre Teil des Patti Smith Quartets ist.
Dass wir alle die Welt ein Stückchen besser machen können – das spüren, glauben und schreien wir gemeinsam hinaus, als wir zur Zugabe People Have the Power singen. Patti verabschiedet uns mit ganz viel Power in den Abend. Hand in Hand mit Sohn Jackson verlässt sie die Bühne.
Ich Hand in Hand mit meiner Mama.